Wir können den Frieden nicht der Politik überlassen.
Frieden als Gabe und Verantwortung
Wie oft wünschen wir uns eine friedliche Welt – frei von Krieg, Hass und Spaltung? Und doch stellt sich die Frage: Liegt dieser Frieden wirklich außerhalb von uns, in den Händen von Politikern, Staatenlenkern und Mächtigen, oder trägt jeder von uns ihn bereits wie einen verborgenen Schatz in sich?
Das folgende Zitat weist uns einen klaren Weg:
„Wenn der Mensch von Gott die Gabe erhält, Frieden in sich selbst zu entfalten und in die Welt hinauszutragen, und er dennoch schweigt oder untätig bleibt, dann trägt er Mitverantwortung dafür, dass Konflikte und Kriege weiterbestehen.“
Frieden als innerer Same
Stell dir den Frieden wie einen unscheinbaren Samen vor, der tief im Inneren jedes Menschen ruht. Er ist uns nicht zufällig gegeben, sondern als Teil unserer göttlichen Ausstattung – so wie die Fähigkeit zu lieben, zu denken und zu erschaffen.
Doch ein Same allein genügt nicht. Bleibt er ungenutzt, verdorrt er. Erst wenn er Wasser, Licht und Pflege erhält, wächst er zu einem Baum, dessen Schatten und Früchte allen Lebewesen zugutekommen.
Frieden ist ein solcher Same. Wenn wir ihn nähren – durch Achtsamkeit, Mitgefühl, Stille und Handeln – wird er zum großen Baum, der Gemeinschaften schützt. Bleibt er aber vernachlässigt, verhärtet er und lässt das Feld des Unfriedens wachsen.
Die stille Verantwortung des Einzelnen
Manche sagen: „Ich bin nur ein einzelner Mensch, was kann ich schon gegen die Kriege dieser Welt tun?“ Doch gerade hier liegt der Irrtum. Schon Buddha lehrte: „Es gibt keinen Weg zum Frieden, Frieden ist der Weg.“
Damit ist gemeint: Frieden beginnt nicht erst dort, wo Verträge unterzeichnet werden, sondern im täglichen Umgang miteinander – in der Familie, im Beruf, im Straßenverkehr, ja sogar in unserem inneren Dialog mit uns selbst.
Auch Jiddu Krishnamurti erinnerte daran: „Wenn du Frieden willst, musst du ihn sofort leben. Ein zukünftiger Frieden ist eine Illusion.“ Frieden ist keine Utopie von morgen, sondern eine Entscheidung im Hier und Jetzt.
Die Abwesenheit von Verantwortung der Mächtigen
Gerade im Blick auf die Gegenwart wird die Botschaft dieses Zitats besonders brisant.
Wir erleben, wie im Krieg zwischen Russland und der Ukraine oder in Gaza und Israel unschuldige Menschen zwischen diplomatischen Winkelzügen, politischen Kalkülen und Machtinteressen zerrieben werden.
Statt sofort den Frieden zu suchen – bedingungslos, ohne Vorbedingungen, ohne taktisches Kalkül – werden Verhandlungen hinausgezögert, Waffenlieferungen intensiviert, Interessen gegeneinander ausgespielt. So wird das Leid verlängert.
Hier offenbart sich ein tiefer Widerspruch: Die Mächtigen der Welt, die Verantwortung tragen, weigern sich, das Naheliegende zu tun – den Krieg zu stoppen. Sie könnten Frieden schenken, sofort, kompromisslos. Doch sie entscheiden sich für Strategien, die dem Frieden im Weg stehen.
Dieser Gedanke bringt es scharf auf den Punkt:
„Frieden kann nicht warten. Wer sagt, Frieden sei ein Ziel in der Zukunft, verschiebt ihn auf ewig.“ Jeder, der sich nicht für Frieden einsetzt, inneren und äußeren Frieden, trägt die Mitverantwortung, dass Kriege jetzt und über die zukünftigen Generationen andauern.
Da helfen auch keine Tränen,
von Friedrich Merz, der bei einer Rede zur Eröffnung der Synagoge an der Reichenbachstraße in Münche, mit den Tränen kämpfte: Es brauchten Taten in eine neue Richtung des Friedens, statt Tränen.
Philosophie und Ethik des Friedens
Die alten Weisen wussten: Frieden ist kein Zufall, sondern eine bewusste Entscheidung. Konfuzius schrieb: „Denke nicht an das, was die Welt dir schuldet. Denke daran, was du der Welt schuldest.“ Der Welt schulden wir unseren Beitrag zum Frieden.
Auch Immanuel Kant mit seinem „Ewigen Frieden“ betonte, dass moralische Gesetze nur dann wirken, wenn sie im Handeln des Einzelnen lebendig werden. Der kategorische Imperativ fordert uns auf: Handle so, dass deine Tat zur Grundlage eines universellen Gesetzes werden könnte. Wenn wir Frieden nicht leben, nähren wir unbewusst das Gegenteil – und sind, wie das Zitat sagt, mitschuldig am Fortbestehen von Kriegen.
Mahatma Gandhi sprach in derselben Radikalität: „Es gibt keinen Weg zum Frieden außer dem Frieden selbst.“ Gewaltlosigkeit ist kein taktisches Mittel, sondern der Kern des menschlichen Handelns.
Friedensinitiativen als Beispiele
Es gibt aber auch andere Wege, die Hoffnung schenken. Bewegungen wie Gandhis gewaltloser Widerstand, Nelson Mandelas Versöhnungspolitik oder die Arbeit der UNESCO für interkulturelle Verständigung zeigen, dass Frieden möglich ist – wenn Menschen ihn kompromisslos leben.
UNESCO-Projekte, die den Dialog zwischen Kulturen fördern, Schulen in Krisenregionen aufbauen und indigene Weisheiten bewahren, sind konkrete Schritte einer Weltgemeinschaft, die verstanden hat: Frieden wächst nicht durch Worte allein, sondern durch Taten.
Die Friedensnobelpreise der letzten Jahre, oft vergeben an Aktivisten, Organisationen oder auch an Journalistinnen, erinnern uns daran, dass die Verantwortung für Frieden nicht exklusiv bei Regierungen liegt. Sie ruht in jedem von uns – in jedem Schritt, jedem Wort, jeder Entscheidung.
Schlussgedanke
Frieden ist kein Geschenk, das uns irgendwann von außen erreicht – er ist eine Gabe, die bereits in uns liegt. Doch mit dieser Gabe geht Verantwortung einher. Wer den Frieden in sich trägt und ihn nicht lebt, lässt zu, dass Unfrieden weiterbesteht.
Unsere Aufgabe ist es daher nicht nur, Frieden zu wünschen, sondern ihn in jedem Augenblick zu praktizieren – im Privaten ebenso wie im Politischen. Und wir dürfen nicht schweigen, wenn Mächtige den Frieden verzögern, statt ihn sofort herbeizuführen.
Denn wie Krishnamurti uns mahnt: „Wenn es nicht jetzt geschieht, geschieht es nie.“
Am Ende sind es nicht die Kriege, die die Menschheit retten – sondern die stillen und mutigen Taten des Friedens, die wir heute beginnen müssen.
Peace begins within
joachim-nusch.de