Donnerstag, 16. Juli 2015

Emphatisches Hören


Das Hören, was nur über die  Ohren geschieht,  ist eine Sache. Das Hören über das Verstehen unter dem Einfluß eines Denkmodells eine andere.

Worin liegt aber die hohe Kunst des Hörens?

Ein Hören über ein waches, unkonditioniertes  Bewusstsein, ein Hören über das ganze Wesen, ist nicht beschränkt auf ein bestimmtes Wahrnehmungsorgan wie das Ohr, oder den Verstand. Das ist die Grundlage wahrer Emphatie und die Kunst des Hörens.

Diese höhere Qualität des Hörens erfordert eine innere Leere und nicht das Mindeste an Anregung oder Prägung der Sinnesorgane.

Wenn wir still und leer sind, unser innerer Dialog zu Ende gekommen ist,  dann wird das ganze Wesen des Gegenübers gehört. Der Prozess des Hörens wird eins mit dem Ursprung des Klangs.

Dieses Hören ermöglicht ein ungetrübtes, emphatisches Verständnis über denjenigen, der vor Dir steht in seiner vollkommenen Präsenz. Erkenntnis über das, was weder vom Ohr noch vom Verstand verstanden werden kann. In diesem Moment, auf dem Fundament eines reinen Bewusstseins, lösen sich alle Wahrnehmungsfilter auf."

Joachim Nusch

"Nur wer still ist im Herzen hört gut."


Dienstag, 14. Juli 2015

Leistungsorientierung - Werteorientierung -Zielorientierung


Betrachte ich die erforderliche,  nachhaltige und zukunftsorientierte Ausrichtung unserer heutigen Politik und Gesellschaft, stelle ich mir die Frage, welche Richtschnur sollte zum besseren Verständnis einer leistungsorientierten oder einer werteorientierten Kultur dienen?

Dazu gehört auch aus meiner Sicht die Zieldefinition,  gemeinsame Zielklarheit und  Zieltransparenz. Wenn es um Ziele geht, fehlen oft bereits im Ansatz die erforderlichen Grundlagen der Formulierung und des gemeinsamen Verständnis.

Was sind Ziele? Was sind Wünsche und Erwartungen? Worin liegt der Unterschied zwischen qualitativen und quantitativen Zielen, die in der Formulierung einer leistungs,- oder werteorientierten Gesellschaft verfolgt werden?

Das bedeutet aber zunächst, dass wir uns ersteinmal Gedanken darüber machen sollten, was wir wirklich wollen? Das wir uns überlegen, ob wir möglicherweise falschen Motiven folgen und durch den inneren Antreiber mit voller Kraft gegen den Eisberg fahren und wie die Titanic untergehen.

Damit das nicht passiert, wird es für mich gesellschaftlich immer wichtiger, zu überprüfen, sind wir auf dem richtigen Weg und haben wir klare Ziele?

Doch da tut sich ein immer größer werdender Graben auf. Nicht nur, dass Ziele nur noch mit heisser Nadel erarbeitet werden, sondern auch das Verfahren an sich erscheint mir immer diffuser.

Der heutige Zielfindungsprozess entspricht dem Vorgehen eines Mannes, der seine Treffsicherheit mit dem Gewehr überprüfen will. Er sucht sich dazu eine leere Wand aus, schießt auf diese Wand und malt danach so um die Einschlagstelle eine Zielscheibe herum, dass sein Schuss im Zentrum liegt –der garantierte »Erfolg« durch Sich-in-die- Tasche-Lügen! Diese Art des »Zielfindungsprozesses« scheint weit verbreitet zu sein.

Eine Variante dieses Vorgehens, sehen wir wenn ein einzementierter Panzer auf bewegliche Ziele schießen soll, dann auf die Wand schießt, wo sich die Zielscheibe befindet mit dem erkennbaren Zentrum.

Aber eben ein Schuss reicht aus, um die Wand, jenes Ziel, zu treffen.

Kollateralschaden: Wand weg, Haus weg, Straße demoliert.

Begleitschaden: Stromnetz unterbrochen, Gasleitung brennt, Wassersystem ausgefallen, Zufahrt zum örtlichen Krankenhaus wegen Brückenschäden gesperrt, Flüchtlinge.

Meiner Meinung nach mangelt es jedoch nicht nur an der Qualität der Zieldefinition, sondern auch an der gewünschten geistigen Haltung und ethischen Grundlagen. Hierbei handelt es sich für mich um die geeignete Art und Weise des Denkens, bevor der Prozess der Zielfindung beginnen kann.

Mir gefällt dazu das Beispiel aus der Yogaphilosophie sehr gut.

Wenn man einen Pfeil mit großer Energie nach vorne auf ein Ziel schießen will, so ergreift man den Pfeil und zieht ihn weit zurück. Dann ruht der Pfeil in der Hand des Schützen, der das Ziel ruhig und wach fokussiert.

Jemand, der nichts vom Bogenschießen versteht, wird sagen: “Was tust du da? Der Pfeil muss nach vorne fliegen, zieh ihn doch nicht zurück!” Das sagen diejenigen, die alles mit einer heisser Nadel stricken.

Doch ein guter Bogenschütze kennt das Erfolgsgeheimnis.

Aus Unkenntnis sagt jemand vielleicht:

“Ich habe keine Zeit zur Fokussierung,  für innere Stille. Keine Zeit meinen inneren Dialog abzustellen. Der Schlaf der Nacht muss ausreichen.  Keine Zeit mich hinzusetzen zur Meditation und Einkehr. Ich habe zu viel zu tun in meinem Alltag. Wo soll ich da Zeit finden zur Meditation? Ich kann keine Zeit verschwenden, ich bin ein aktiver, leistungsorientierter Mensch und muss meine Arbeit erledigen, damit ich erfolgreich bin."

Transzendierende, stille Tiefen- Meditation ist ein Vorgang, der eine Situation erzeugt, in der alle Lebensaspekte an Wert gewinnen. Wenn man den Pfeil zurückzieht, entsteht eine dynamische Situation, in der sich die Durchschlagskraft vergrößert.

Die Praxis der Meditation bringt den Geist in den Bereich der Stille, doch jene Stille ist ein Reservoir aller Kreativität, Intelligenz und Dynamik. Wenn wir uns wünschen, dass der Geist in der Welt aktiver wird, die Ziele und Werte nachhaltiger und klarer werden, so ist die geeignete Vorgehensweise die, den aktiven, denkenden Geist zurückzuziehen, ihn stetig weiter zurückzunehmen in einem solchen Maße, dass er zu seinem eigenen Ursprung zurückgeht, nämlich zu seiner Quelle tiefer und machtvoller Stille. Einem Zustand ruhevoller Wachheit. Das ist die Grundlage für nachhaltigen Erfolg.

Wenn wir unser Denken von dort aus starten, dann gewinnt dieses Loslassen eine gewaltige Kraft – jeder Gedanke wird machtvoll, kreativ und zielgerichtet.

Die höchste Form der Fokussierung und Konzentration wird erreicht und jedes Ziel wird unmittelbar klarer und präziser formuliert.

Freitag, 3. Juli 2015


Eine gute Rede ist wie ein gutes Gericht. Die passenden Worte sind wie feine Gewürze.

Autor Joachim Nusch