Freitag, 8. August 2025

Was ist wahre Spiritualität?

 In einer Welt, in der „Spiritualität“ zum Trend geworden ist, fragen wir uns: Ist das, was uns in Tagesseminaren, Webinaren oder Online-Retreats begegnet, wirklich noch Spiritualität – oder bloß Wellness für die Seele mit ein bisschen Esoterik-Zuckerguss? 


Was bleibt übrig, wenn man Achtsamkeit, Motivation und Softskills von echtem Erwachen unterscheiden will?



Die große Verwirrung: Spiritualität im Zeitalter der Kommerzialisierung und des spirituellen Konsums


Spiritualität ist heute zu einem Lifestyle geworden. In sozialen Medien, Coachings und Kursen begegnet sie uns oft in Form von:


Heal & Manifest-Tagesseminare,


Spirit of Money-Retreats,


Erwache in dein wahres Selbst


Manifestiere dein Seelenleben


Werde der Schöpfer deiner Realität


Entdecke den inneren Heiler


ReConnect – Deine Rückverbindung mit der Quelle


Living From the Heart – Leben aus dem Herzen


Integrale Heilung & Transformation


Spirituelle Intelligenz entfalten


Reine Präsenz – Im Jetzt sein


Heile dein Ahnenfeld


Higher Self Activation


NeuroChange – Dein Gehirn neu programmieren


Lichtkörperprozess & Aufstiegsbewusstsein


Awakening your Inner Light


Spirituelle Intuition & Channeling-Training


Das Bewusstseinsfeld lesen


Vollständig DU – Selbstwert, Selbstvertrauen, Selbstverwirklichung


Der Weg des offenen Herzens


Dein Quantensprung ins neue Bewusstsein


Die Reise zur inneren Meisterschaft


Karma lösen – Freiheit gewinnen



Diese wohlklingenden Titel und ich bin davon überzeugt auch sehr gut inhaltlich erarbeitet, sind vielfach eine Mischung aus psychologisch-spirituellen Themen, modernen Selbsterfahrungsansätzen, esoterischen Konzepten und – in vielen Fällen – stark von US-amerikanischen Trends geprägt. 


Sie sprechen die Sehnsucht der heutigen Zeit an: Heilung, Sinn, Selbstverwirklichung, Freiheit, Bewusstsein, Erfolg, Verbundenheit – oft in wenigen Tagen oder über Onlineformate vermittelt.


Doch auch hier gilt die eingangs gestellte Frage:


> Führen diese Angebote wirklich zur Selbsterkenntnis – oder lediglich in eine neue Identitätsblase? Sind sie Tore zur Tiefe oder spirituelles Entertainment? Ist es Selbsterkenntnis oder spirituelle Konsumkultur?


Hier treffen Motivation, positives Denken, Energiearbeit und ein wenig Meditation, was immer das in manchen Fällen bedeuten mag, aufeinander – eine Mixtur, die modern wirkt, meist mit östlicher Prägung, westlich gefärbt und vielen kurzfristig hilft. Aber ist das die tiefe Rückverbindung, von der spirituelle Traditionen sprechen? Oder ist es eine neue Form von Wellness – Spiritualität light?


Denn echte Spiritualität ist keine Wohlfühlzone. Sie ist unbequem. Sie fordert. Sie hinterfragt das Ego. Sie zerstört Illusionen und braucht eine dauerhafte innere Ausrichtung. 


> „Halbwissen ist gefährlicher als Nichtwissen, denn es schafft Avidya – spirituelle Unwissenheit“,

heißt es im Vedanta.


Spiritualität versus Religion: Zwei Wege, eine Quelle?


Der Begriff Spiritualität stammt vom lateinischen spiritus – Geist, Hauch, Atem. Er beschreibt das unmittelbare Erleben des Lebensprinzips, der Verbundenheit mit einem größeren Ganzen – jenseits von Dogma und Organisation. Religion hingegen, von religare („zurückbinden“), bietet eine kollektive Form dieser Rückbindung – mit Regeln, Riten, Ethik.


Während Spiritualität das persönliche Erleben der Transzendenz betont, liefert Religion den kollektiven Rahmen. Doch was geschieht, wenn dieser Rahmen starr wird? Wenn Dogmen den lebendigen Geist überdecken?


> „Ich habe in jedem Herzen Gott gesucht – nicht in Kirchen, Moscheen oder Tempeln“, schrieb der Sufi-Dichter Rumi.


Die spirituelle Krise der Gegenwart


Wir leben in einer Zeit der Entwurzelung. Technologische Beschleunigung, soziale Vereinsamung, Umweltzerstörung – der moderne Mensch hat das Gefühl für das Ganze verloren. Edgar Morin, französischer Denker, nennt dies eine Krise der Komplexität.


Die Folge:


Werte wie Mitgefühl, Demut und Stille werden durch Leistung, Status und Konsum ersetzt. Doch tief im Menschen bleibt eine Sehnsucht nach dem Ewigen im Vergänglichen.


> Albert Einstein sagte einst:


„Die Religion der Zukunft wird eine kosmische Religion sein – transzendental und zugleich im Einklang mit der Wissenschaft.“


Was meint er damit? Dass wir neue Formen der Erfahrung brauchen, nicht neue Systeme des Glaubens.


Dazu eine Metapher: Der Baum mit gekappten Wurzeln


Stell dir einen Baum vor. Er wächst nur dann stabil und hoch, wenn seine Wurzeln tief reichen. Die heutige Gesellschaft gleicht jedoch oft einem Baum mit abgeschnittenen Wurzeln – ohne Verbindung zu Herkunft, Sinn, Natur und Geist. Ein Baum, dessen Wurzeln verwirrt sind und die welken Blätter bunt anmalt. 


Spiritualität ist der Weg zurück zu diesen Wurzeln.


Aber nicht durch äußere Rituale allein, sondern durch Selbsterforschung, Stille, tiefe Meditation und Erkenntnis.


Der innere Weg: Spiritualität als Selbsterkenntnis


Im Zentrum echter Spiritualität steht die Erfahrung des Selbst. Nicht das Ego-Selbst, das Rollen spielt und sich mit Titeln schmückt, profanen autosuggestiven Merkzetteln, sondern das wahre Selbst (Atman) – wie es in den Upanishaden beschrieben wird.


> „Das Selbst ist nicht etwas, das entdeckt werden muss. Es ist immer da – wir müssen nur die Illusionen entfernen.“ heisst es im Advaita-Vedanta


In der Praxis der Vital Self Meditation (Bhavatit Dhyan), wie sie in der integralen Philosophie des Raja Yoga verankert ist, dem Yogaweg der Meditation, geht es um diese Rückverbindung. Nicht um Wunschdenken, sondern um die Auflösung innerer Avidya – durch DeepTrancend-Erfahrung.


Was sagt die Wissenschaft?


Die Neurowissenschaft bestätigt:

Regelmäßige Meditation verändert unser Gehirn. Studien von Richard Davidson zeigen, dass Meditation:


die Amygdala (Angstzentrum) beruhigt,


Mitgefühl aktiviert,


neuronale Netzwerke der Verbundenheit stärkt.



Das bedeutet: Spiritualität ist keine Einbildung – sie ist eine messbare Realität.


Beispiel: Spirituelles Erwachen im Alltag


Eine junge Frau verliert Job, Beziehung und Selbstwert. Anstatt sich in Ablenkung zu stürzen, beginnt sie täglich zu meditieren. Anfangs chaotisch, später still. Nach einigen Monaten erfährt sie Momente tiefer Klarheit. Nicht, weil sie ein Seminar besucht hat – sondern weil sie sich selbst wieder begegnet ist.


Diese Art von Erwachen ist still, tief, echt. Kein äußeres Label, sondern eine neue innere Ordnung.


Religion als Weg – oder Hindernis?


Religionen können Brücken sein. Sie geben Sprache, Struktur, Ethik. Doch wenn sie nicht auf das Erleben hinführen, sondern nur Systeme verwalten, verlieren sie ihre Lebendigkeit.


> Jesus: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch.“


Buddha: „Sei dir selbst ein Licht.“

Krishna: „Handle, ohne an den Früchten zu hängen.“


Diese Aussagen wollen uns nicht in Systeme sperren – sie wollen uns zum inneren Ursprung führen.


Warum Vedanta, Sankhya und Vedische Psychologie kennen?


Diese alten Weisheitssysteme geben Landkarten der inneren Welt.

Sie beschreiben:


die Natur des Geistes (Manas, Buddhi, Ahamkara),


die fünf Hüllen des Selbst (Koshas),


die Unterscheidung zwischen dem wahren Selbst (Atman) und dem Nicht-Selbst (Anatman),


den Irrtum des Intellekts (Pragya Aparadh),


und wie wir durch Viveka (Unterscheidungskraft) zur Befreiung gelangen.


> Shankara: „Die Unwissenheit ist das einzige Hindernis. Erkenne das Selbst – und alle Knoten des Herzens lösen sich.“


Spirituell und reich – ein Widerspruch?


Ein weitverbreiteter Irrtum ist: Spiritualität = Entsagung = Armut. Doch wahre Spiritualität bedeutet Fülle, nicht Mangel.


> „Spiritualität ist Ganzheit, nicht Verzicht“ 


Wissen ist die organisierende Kraft der Natur. Wo Wissen ist, ist Wohlstand. Wo Bewusstsein ist, ist Fülle.


Ein Mensch, der sich spirituell entfaltet, lebt in einer inneren Unabhängigkeit – doch er muss nicht in Armut leben. Fülle – materiell und immateriell – ist kein Feind der Spiritualität. Sie ist ihr natürlicher Ausdruck.


Fazit: Spiritualität als Weg der Rückverbindung


In einer Zeit der Oberflächlichkeit und des spirituellen Marketings ist es wichtiger denn je, den Kern der Spiritualität zu bewahren: die Rückverbindung mit dem Selbst, dem Kosmos und dem Leben selbst.


Religionen, Seminare, Kurse – sie können hilfreich sein, wenn sie zur Essenz führen. Aber sie können auch Illusionen schaffen, wenn sie bloß neue Identitäten basteln.


> Platon: „Erkenne dich selbst – und du wirst das Universum und die Götter erkennen.“


Wahre Spiritualität beginnt mit der Stille, die entsteht, wenn das Ego schweigt. Sie führt nicht zu einem Titel, sondern zu einer Wahrheit: Du bist das Selbst. Tat Tvam Asi.


Meine abschließende Botschaft aus dem Herzen 


Mit großer Freude und tiefem Respekt sehe ich, wie sich immer mehr Menschen aufmachen – aufbrechen zu einer inneren Pilgerreise, hin zum wahren Selbst, zur Quelle der Stille, zur Essenz des Lebens. Das ist kein Zufall – es ist ein Zeichen der Zeit. Eine leise, aber machtvolle Bewegung beginnt sich zu entfalten: eine spirituell und kulturell geprägte Renaissance des Bewusstseins.


Wir stehen an der Schwelle zu einem neuen Weltbild. Es ist geprägt von Verbundenheit statt Trennung, von Erkenntnis statt blinder Nachahmung, von Erfahrung statt bloßem Glauben. Ein neues Verständnis von Spiritualität wächst heran – nicht als Konzept, sondern als gelebte Wirklichkeit inmitten des Alltags.


Jeder Mensch, der sich auf diesen Weg begibt – sei es durch Meditation, Selbsterkenntnis, Stille, Studium oder Dienst am Leben – ist wie ein Fluss, der zum Ozean strebt. Es mag viele Ufer geben, viele Biegungen, manchmal auch Stromschnellen – aber alle Wege führen letztlich in die eine Weite der Wahrheit, in das Meer des Seins.


Ich beglückwünsche dich, der du diesen Weg antrittst, suchst, tastest, fragst, erfährst. Du bist Teil dieser neuen Bewegung des Erwachens. Dein Weg ist bedeutsam – für dich, für die Menschheit, für das Ganze.


> „Die Welt wird nicht durch große Institutionen verändert, sondern durch Menschen, die sich selbst verwandeln.“


Möge dein Weg gesegnet sein. Möge dein inneres Licht wachsen. Mögest du dich selbst erkennen – als das, was du bist: unendlich, bewusst, verbunden.

Tat Tvam Asi – Du bist das.


Mit Verbundenheit und Freude,

Joachim Nusch -Shri Jyoti 

Jyotish Shastri Samman, Vital Self Mentor, Lebensforscher & Pilger des Bewusstseins




joachim-nusch.de

meditierstduschon.de

spiritueller-wirtschaftsclub.de